2022 – Ein Jahr zwischendurch?
Ehrlich gesagt wollen wir uns auch im Rahmen des Jahresrückblicks nicht mehr mit den Zuständen zu Beginn des Jahres in „unserem“ Hinterhof beschäftigen, die lustigen Sprüche mit den tanzenden Baggern und Cross-Strecken verlieren ihren Reiz, vor allem, wenn man, wie wir, seinen gesamten Humor bereits 2021 aufgebraucht hat.
Also – ein positiver Blick auf ein merkwürdiges Jahr.
Im Januar und Februar konnten wir unsere 2021/2022er Saison der Winterschlampenparade locker nach Hause rollen, alles recht unspektakulär. Angenehmer Begleiteffekt: wir haben dank unserer kleinen Ticketspendenaktion zehn Buffalo-Räder für World Bicycle Relief zusammenradeln können. Danke an die Mitfahrer*innen, die das möglich gemacht haben.
Messezeit
Ein schwungvoller und im März perfekt getimter Auftakt in die neue Radsaison für uns und viele andere ist seit Jahren die Düsseldorfer Cyclingworld, eine der wichtigsten Radmessen Europas. Neben den individuellen Aufbauten, die wir für unseren Stand mit unserer Werkstatt traditionell zur Messe umsetzen, erfordern die Ausfahrten im Vorfeld einiges an Arbeit. Eine exklusive Frauenrunde mit Iris „I Ride In Style“ Slappendel sowie jeweils eine Rennrad- und eine Gravelrunde mit Ritchey und Rapha standen 2022 auf dem Plan, drei Runden bei schönstem Frühlingswetter, mit vielen internationalen Gästen. Wir freuen uns immer wieder, dass wir mit unseren Ausfahrten ein kleiner Teil einer wirklich großartigen Messe geworden sind, es ist immer wieder beeindruckend, was Stefan und Thorsten auf die Beine gestellt haben.
Komplett neu aufgestellt hat sich 2022 die Eurobike, statt im beschaulichen Friedrichshafen findet die Fachveranstaltung nun im Juli in der Metropole Frankfurt statt. Natürlich bietet das dortige Messegelände mit den IAA-erprobten Hallen deutlich mehr Platz, dazu braucht es einiges, um alle Hotelzimmer der Umgebung auszubuchen. Aber der Vorteil ist gleichzeitig auch wieder Nachteil, die weiten Wege zwischen den Hallen waren bei jedem Messegespräch Thema, die Messe ist weitläufiger und weniger familiär geworden. Generell ist der Schritt jedoch richtig, eine der weltweit wichtigsten Fachmessen für das Fahrrad macht sich gut in einer Metropole und wird sicherlich dadurch zukünftig auch anders wahrgenommen. Und für Fachbesucher ist ein Messestandort im Zentrum der Republik gut, weil man einfach deutlich einfacher einen Tagesbesuch arrangieren kann.
Mützenrunden
Im April stand die zweite Ausgabe der „A DAY IN HELL“-Aktion von Rapha auf der Agenda. Angesichts des hoffnungslosen Unterfangens, bei strahlendem Sonnenschein hier in der Gegend eine Hölle vorgaukeln zu können, haben wir uns einfach eine schöne Strecke von guten 100 Kilometern vorgenommen, die dank einiger mieser Wirtschaftswege und Kopfsteinpflasterpassagen einen klitzekleinen Hauch Paris-Roubaix verströmen durfte. Und wir waren zeitig genug in der Mütze, um gemeinsam mit einem Kaffee und/oder Bier das Finale von Paris-Roubaix zu verfolgen.
Traditionell haben wir vor Corona jeweils im April mit unseren Abendrunden begonnen, ganz gleich ob unter dem Banner „Rookies, Chiller, Tempokillah“ oder „Mi6 – Mittwoch um 6“. In 2022 nun haben wir angesichts der rustikalen Rahmenbedingungen vor der Tür bis Mai gewartet, bevor wir fast jeden Mittwochabend um 18:00 Uhr mit unserer FeierAbend-Runde vom Hof gerollt sind. Schön zu sehen, dass trotz Corona-Pause und vieler unterschiedlicher Organisatoren von abendlichen Ausfahrten sich bei uns schnell wieder ein sehr angenehmes Peloton zusammenfand, das prima zusammen rollte und plauderte.
Angesichts einiger komplett verregneter Abende und anderer Unpässlichkeiten haben wir tatsächlich geschludert und die Runde auch mal ausfallen lassen oder – besser - unter großem Zuspruch auf den Freitagabend verlegt. Derzeit machen wir uns nun Gedanken, ob wir nicht generell auf einen anderen Abend der Woche wechseln, nach all den Jahren hat das ja auch seinen Reiz. Vielleicht stellen wir ja fest, dass sich das Umland von Düsseldorf an einem Donnerstag- oder Freitagabend ganz anders anfühlt als am Mittwoch. #thankgoditsfriday
Mitte September stand bei uns mit der #womens100-Ausfahrt eine der weltweit wichtigsten Veranstaltungen, die sich exklusiv um Frauenradsport kümmern, auf unserer Agenda. 2022 gab es eine Jubiläumsausgabe, überall auf der Welt fuhren am 18. September zum zehnten Mal Frauen 100 Kilometer, doch in nur wenigen Orten der Welt war das Wetter wahrscheinlich so bescheiden wie in Düsseldorf und Umgebung. Noch heute gelten die Teilnehmerinnen der 2022er Edition als unsere Heldinnen des Jahres, fieser Dauerregen und miese Temperaturen waren eine wirklich harte Nummer, aber der Spaß blieb nicht auf der Strecke.
Aktuell sind wir in Gesprächen, um in 2023 gemeinsam mit anderen wieder eine regelmäßige Runde von Frauen für Frauen zu organisieren. Mehr dazu demnächst.
Eine Woche später durften wir uns in der Mütze über einen Pari-Souplesse-Ride mit Namenspatron Paul Ripke freuen. Gemeinsam mit unseren Freunden von Schwalbe, Paul und einem Peloton von knapp fünfzig Teilnehmer*innen haben wir eine schöne kleine Runde durchs Umland absolviert, anschließend in und vor der Mütze mit Költ, Bulle Quiches und anderen Leckereien eine stilvolle zweite Halbzeit für Genießer*innen hingelegt. Müssen wir unbedingt wiederholen.
Seit dem ersten Sonntag im November rollt nun die Winterschlampenparade wieder über die Wirtschaftswege zwischen Duisburg und Rommerskirchen. Gewohnt entspannt, gewohnt gut gelaunt, wind- und wetterfest genießen wir die Ausfahrten bei den unterschiedlichsten Bedingungen, im Herbst noch bei 15°, Anfang Dezember auch bei klirrender Kälte von -4°.
Veranstaltungen mit Mütze und Partnern
Rund um die Kö hat in den letzten Jahren einen immer größeren Bereich in unserem Terminkalender bekommen, was uns ehrlich gesagt ein wenig stolz macht. Die Entwicklung von 2015 bis 2022 ist für ein Kriteriumsrennen in Deutschland sicherlich sehr gut, Aufmerksamkeit und Anzahl der Teilnehmer*innen und Zuschauer*innen ist in all den Jahren stetig angestiegen. In diesem Jahr war es eine heiße Ausgabe mit Temperaturen jenseits der 30° Celsius, die mit der Auslosung der Stadtmeisterschaftspaarungen am Freitagabend in der Mütze begann, am Samstag dann mit Rides des CCD, der Ruhr Riders Community und unserer Freundin Iris Slappendel fortgeführt wurde und am Sonntag dann auf der Kö seinen Höhepunkt fand. Selbst nach dem rasanten Elite-Rennen ging es schwungvoll weiter, die Party-Tiere von Porno Al Forno ließen es vor großartiger Kulisse des Kö-Grabens krachen, ein würdiger Abschluss eines Radsportwochenendes in Düsseldorf. Bereits jetzt feilen alle Verantwortlichen des Orga-Teams an der 2023er Ausgabe, konzeptionelle Ideen und Gespräche laufen bereits auf Hochtouren und ziehen mittlerweile Kreise über unsere Heimatstadt hinaus.
Dies gilt ebenso für die zweite Düsseldorfer Radveranstaltung, in die wir involviert sind: das zweitägige Cross- und Gravelfest Querfeldrhein, dass im Oktober dieses Jahres wieder großen Sport in Form der Cross-Bundesliga mit Jedermann-/Frau-Rennen und Ausfahrten sowie zahlreichen Formaten für alle Altersklassen kombinierte. Wir haben uns unter anderem zum zweiten Mal um den Nightride gekümmert, ein Format, dass uns und den zahlreichen Teilnehmer*innen viel Spaß macht.
Inspirationen
Seit Corona und unseren mit dem Umzug verbundenen Abenteuern kommen wir selten dazu, andere Veranstaltungen zu besuchen. Hin und wieder einen Ausflug zu den Nachbarn in den Niederlanden, zum Beispiel zum großartigen Pathfinder Giro, mehr geht selten. Aber wir haben uns enorm über Brendt Barburs Einladung zum Bicycle Film Festival nach Amsterdam gefreut und haben die drei Tage dort sehr genossen. Vom Eröffnungsfilm, dem zeitlosen Klassiker „Stars & Watercarriers“ von Jorgen Leth, brillant musikalisch begleitet von Blonde Redhead plus Streichertrio, über die unterschiedlichen Kurzfilm-Rollen, die Ausfahrten im Rahmen des Festivals, der Party unseres Freundes Jon Woodroof und seiner Agentur twotoneams bis hin zu den Gesprächen, Diskussionen und Panels: das Bicycle Film Festival 2022 in Amsterdam war ein voller Erfolg. Wir würden uns freuen, wenn wir ein paar Partner finden, mit deren Unterstützung wir das Festival beizeiten wieder mal nach Düsseldorf holen können. Das Orga-Team steht in großen Zügen, Hilfe brauchen wir bei der Finanzierung.
Solche Events helfen, um Radfahren in unserer Stadt in all seinen Facetten populärer zu machen. Dies ist noch immer dringend nötig. Vor wenigen Tagen erst kam in Düsseldorf eine junge Frau auf dem Rad ums Leben. Düsseldorfs Autolobby ist noch immer groß und stark, man kämpft mit voller Überzeugung für jeden Parkplatz und Meter Fahrspur in der Stadt. Radfahrer*innen werden noch immer oft als störend angesehen. Solche Haltungen sind so unfassbar antiquiert, ärgerlich und werden hoffentlich auch ihre lautesten Stimmen irgendwann peinlich berühren, wenn sie feststellen, dass eine Stadt, in der Autos keine so bedeutende Rolle mehr spielen, deutlich lebenswerter ist. Die lokale Politik darf sich nicht aus der Verantwortung stehlen, man muss endlich Klartext sprechen und entsprechend handeln. Der vorhandene Platz in unserer Stadt muss neu verteilt werden und zwar zu Lasten des automobilen Individualverkehrs. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen brauchen mehr Platz und mehr Sicherheit. Es ist Aufgabe der lokalen Politik, dies zu moderieren und organisieren. Alles andere ist ChiChi.
So, genug geschimpft. Wir gönnen uns gerade ein paar Tage Pause von der Mütze, haben zum Teil die #festive500 in der ein oder anderen Form abgespult und freuen uns nun auf ein 2023, dass hoffentlich weniger Krisen mit sich bringt als dieses Jahr. Für unser kleines beschränktes Universum freuen wir uns, wenn wir frei von Behinderungen endlich auch wieder aus der Mütze ein Radcafé machen können. Nicht, dass wir uns als Laden nicht gut fühlen, aber ein Teil der Mütze fehlt nun schon seit geraumer Zeit.
Eine kleine Nachricht in eigener Sache gibt es noch: ab Januar werden wir hier endlich einen kleinen Online-Shop haben. Wir sind gespannt, wie der virtuelle Mützenshop bei euch ankommt und hoffen, den Start reibungslos und charmant-professionell umsetzen zu können. Wir werden neben unseren eigenen Sachen einige Besonderheiten auswählen, die uns gut gefallen und die wir euch, wo immer ihr seid, gerne ans Herz legen möchten. Mehr bald.
Auf Initiative des umtriebigen Vereins Team Dixsept werden wir 2023 eine neue Partnerschaft schließen, der neben uns auch andere lokale Unternehmen wie Schvarz Kaffee und die Bäckerei Bulle angehören. Wir freuen uns drauf.
Kommt alle gut ins neue Jahr. Passt auf euch auf, auf den Straßen, in den Gassen, überall.
Auf ein fantastisches Radjahr 2023!
Eure Mützen-Crew
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