Lebensqualität auf zwei Rädern

Lebensqualität auf zwei Rädern

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, kurz A.D.F.C., befragt seit Jahren Radfahrer immer mal wieder, wie zufrieden sie mit dem „Fahrradklima“ ihrer Heimatstadt sind. Im Herbst des letzten Jahres gaben mehr als 100.000 bundesdeutsche Teilnehmer bei der aktuellen Umfrage ihre Meinung ab. In Düsseldorf waren 1571 Menschen motiviert genug, sich durch den Fragenkatalog rund um gefühlte Sicherheit, Komfort und vorhandene Infrastruktur zu klicken. Nicht so furchtbar viele, doch erinnern wir uns, dass beim ADAC für den „Gelben Engel“, immerhin das Auto des Jahres, 2014 bundesweit gerade mal 3409 Stimmen nötig waren. Nur hat das halt niemand freiwillig zugegeben. Soviel zum Thema übermächtige Autolobby.

Düsseldorf bekommt bei der Auswertung der Umfragedaten nach dem bescheidenen Abschneiden 2012 erneut schlechte Noten beim Fahrradklimatest. Ehrlich gesagt wenig verwunderlich, bastelt doch die Stadt seit Jahren im großen Stil an ihrem Verkehrsnetz. Bald werden U-Bahn und Autotunnel fertiggestellt sein, erst dann wird man als Radfahrer erkennen, ob es ein zusammenhängendes Gesamtkonzept für den Innenstadtverkehr gibt. Aber ich bin unsicher, ob in der Planungsphase dieser Stadterneuerung jemand das Fahrrad als gleichwertigen Verkehrspartner gesehen hat. Ein Platz 34 im Ranking von insgesamt 39 Städten über 200.00 Einwohnern kann für eine Stadt, die etwas auf ihren Stellenwert in Sachen Lebensqualität hält, nicht der Anspruch sein. Wir zitieren mal einen Artikel aus der RP vom 20. Februar 2014: „In einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft Mercer kommt Düsseldorf in Europa auf Platz vier und weltweit auf Platz sechs und steht damit wie auch bei den vorigen Ausgaben dieser Städtestudie auf Spitzenplätzen. In Deutschland erreicht nur München bessere Werte.“ Wir gehen davon aus, dass niemand von der Beratungsgesellschaft Mercer mal mit dem Rad in der Stadt unterwegs war. Sonst wäre das Ergebnis sicherlich anders ausgefallen.

Doch wir wollen jetzt nicht nur nörgeln, immerhin wohnen wir ja freiwillig hier. Manchmal sogar gerne. Es wäre auch ungerecht, die aktuelle Lokalpolitik für die Versäumnisse, ja vielleicht auch die Ignoranz ihrer Vorgänger verantwortlich zu machen. Aber es ist an der Zeit, etwas zu unternehmen. Der innerstädtische Verkehr muss neu aufgestellt  werden. Unsere Lebensqualität und unseren Wohlfühlfaktor können wir nur steigern, indem Räume neu verteilt werden. Niemand wird langfristig glücklicher, nur weil er schnell mit dem Auto durch die Stadt kommt. Und jeder Autofahrer sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein Radfahrer mehr vielleicht auch ein Autofahrer weniger in der Schlange vor ihm ist. Düsseldorf ist flach und kompakt und somit perfekt für den Radverkehr. Man muss „nur“ die Infrastruktur zur Verfügung stellen. Aber wir reden hier nicht von 300 Meter markiertem Radweg in einem Industriegebiet, um die Statistik aufzuhübschen. Wir reden von einem Konzept.

Jan Gehl, legendärer und visionärer Stadtplaner, hat gerade brand eins ein lesenswertes Interview gegeben. Mal ein kleines kluges Zitat: „Mehr und breitere Straßen führen zwangsläufig zu mehr Autoverkehr in der Stadt. Weniger Straßen und weniger Parkplätze hingegen schaffen Platz für Radfahrer, Fußgänger, Cafés und Plätze, kurz: das Leben. Darum sollten Sie sich kümmern.“

Carsten Wien, Schicke Mütze

Städteranking 2014

Gesamtergebnis 2014

ADFC Seite mit Test

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