Gabba Gabba Hey – New Yorks Bicycle Film Festival kommt nach Deutschland
Als Brendt Barbur 2001 das Bicycle Film Festival in New York startete, musste man schon ein großer Visionär sein, um sich vorzustellen, dass New York ein guter Platz für Radfahrer sein könnte. Eben Weiss, besser bekannt als Bike Snob NYC, beschreibt 2010 in seinem ersten Buch die Frühgeschichte des New Yorker Radverkehrs und berichtet neben den beeindruckenden Anfängen im 18. Jahrhundert ebenso von einer spannenden Rennradszene in den 70ern und 80ern des letzten Jahrhunderts. Doch um die 2000er Jahre gab es neben den legendären New Yorker Radkurieren nur wenige Wagemutige, die sich in der Metropole am Hudson River in den Alltagsverkehr stürzten. Genau diese Wagemutigen, die Kuriere und Überzeugungstäter waren der Anfang einer Szene, die Radfahren, Subkulturen und cool sein in Einklang brachte und so Vorbild und Inspiration wurde. Nicht gesteuert, aufgesetzt, gewollt und per Verkleidung, sondern durch authentisches Verhalten und „street credibility“. Als eine Janette Sadik-Khan schließlich die zugehörige Verkehrspolitik umsetzte und Autos von Straßen verbannte oder zumindest Freiräume für RadfahrerInnen schuf, wurde aus der Untergrund-Kultur eine Bewegung, die nun langsam aber sicher zur Massenbewegung wird. Heute ist es deutlich, New York steigt aufs Rad.
Nun kommt die Frage, was das denn bitteschön mit uns zu tun hat. Mit deutschen Städten wie Köln, Hamburg, Berlin, München oder auch Düsseldorf. Schließlich sind wir definitiv nicht New York. Vielleicht sind wir in Düsseldorf nicht mal richtig Großstadt. Fahrrad können wir auch nicht, das haben wir Jahrzehnte lang bewiesen. Aber genau da sollte New York Vorbild sein. Wenn ein solcher Moloch von Stadt es vermag, den Radverkehr zu fördern und als Zukunft anzusehen, dann sollte eine kompakte Stadt wie Düsseldorf, idyllisch am Rhein gelegen, doch innerhalb kurzer Zeit in der Lage sein, gewaltige Schritte in Sachen Radverkehr zu unternehmen. Vor allem, weil die Rahmenbedingungen immer weniger Alternativen zulassen. Dazu hat ein stetig wachsender Anteil der Bevölkerung immer mehr die Nase voll von einer Autoindustrie, die jahrzehntelang mit geschönten Abgaswerten und endlichen Ressourcen jongliert. Drohgebärden, die den massiven Abbau von Arbeitsplätzen bei Regulierung der Autoindustrie ankündigen, wirken angesichts des gesellschaftlichen Wandels langsam zahnlos. Es ist Zeit für neue Wege.
Alle jene, die Radfahren skeptisch gegenüber stehen, die das Auto für ein unverzichtbares Fortbewegungsmittel halten und den Trend ums Rad als billigen, kurzfristigen Hype abtun: kommt in die Kinos. Seht euch an, welche Faszination vom Fahrrad ausgehen kann. Ihr werdet begeistert sein.
Donnerstag 9. Februar 2017 bis Sonntag, 12. Februar 2017. Das Bicycle Film Festival in Düsseldorf. Im Cinema, Metropol, postPOST und Schicke Mütze. 32 Filme, 1 Konzert, 1 Ausfahrt. Festivalticket € 45,-
- Tags: Kommentar Schicke Kultur
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